Aller Abschied fällt schwer

Vielleicht ist das Leben zu kurz, aber allemal besser, als wenn es zu lang wird.
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Sir Peter A. Ustinov

Dieses Zitat empfinde ich am passendsten als Zusammenfassung meines Zivildienstes im Altersheim.
Aber wenn ich wieder vor die Wahl gestellt werden würde, Zivildienst oder Militär, ich würde ohne Wimpernzucken wieder Zivildienst wählen, bei der Sparte entweder wieder Altersheim oder Rotes Kreuz (um es kennenzulernen, die Erfahrungen die ich gemacht habe waren überaus positiv)
Ich habe während diesen 1 Jahr Zivildienst viel für mein Leben gelernt, vor allem im Umgang mit kranken und behinderten Menschen.
Man betrachtet das Leben auch mit anderen Augen, ist froh für das was man hat.
Traurig ist es, die Menschen, die man liebgewonnen hat zu verlieren, und sich von den lebenden zu verabschieden, die einen ebenfalls liebgewonnen haben.

Die Liste der Leute, die alleine auf meiner Station in einem Jahr gestorben sind, ist lang:

Fr. W.
Fr. M.
Fr. K.
Fr. P.
Hr. G.
Fr. H
Fr. G.
Fr. F
Fr. L.
Hr. L.
Fr. P.
Hr. S.
Fr. S.
Fr. D.
Fr. K.
Fr. K.
Fr. H.
Hr. B.
Fr. T

19 Leute, die ich gekannt habe, sind gestorben, schade um jeden einzelnen, wobei es für die meisten eine Erlösung war.
Ich habe gelernt, lockerer mit dem Tod umzugehen, wenn Leute unter Tränen darum bitten, zu sterben, andere plötzlich und unerwartet sterben.

Was ich als besonders schade empfinde ist der Personalmangel, wenn genug Personal da wäre, könnte man sich auch mit den Leuten mehr beschäftigen, und die Arbeit gründlicher und sorgsamer machen, wenn aber nur 4 Schwestern bzw. Pfleger für fast 40 pflegebedürftige Menschen da sind, geht das schwer.
Dadurch wird man auch als Zivildiener oft dazugebracht, Dinge zu tun, die nicht in den Aufgabenbereich eines Zivildieners fallen. Es gibt da einige makabere Geschichten, eine möchte ich als Beispiel nennen: Mitten in der Zeit, wo am meisten zu tun ist, stirbt einer, kurz darauf kommt eine Neuaufnahme. Schwestern können gerade nicht weg von ihrer Arbeit, Stationsschwester muss Neuaufnahme holen, Angehörige des Verstorbenen werden bald erwartet. Was muss der Zivildiener machen? Das Bett neben der Leiche machen, das Zimmer aufräumen, die Leiche zudecken.
Manchmal kommt man in Situationen, zu denen man zwar nicht gezwungen wird (bzw. werden kann), aber gebeten, und dann beißt man auch mal in den sauren Apfel, da Zusammenhalt unter dem Team großgeschrieben ist.

Der letzte Tag war traurig. Sich von ca. 60 Leuten zu verabschieden, die allesamt traurig darüber sind, und teilweise fast in Tränen ausbrechen…

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