Zum letz­ten Mal Bewohnergespräche

Des is jo ka Mensch, des is a Misthaufen!
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Also den Scheiß­dreck friß I ned!
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Ich: Wol­len Sie einen Kaffee?
BW: —(lächelt nur)
Ich: KAFFEE?
BW: Dan­ke, sehr gut, und Ihnen?
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Mein Rücken schmertzt, das muss von den Maril­len sein, die ich getra­gen habe, aber die sind mir sowie­so schon wie­der gestoh­len worden!
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…und last but not least:
“Das ist aber scha­de dass sie gehen, da wird wie­der a Mist nachkommen!”

Aller Abschied fällt schwer

Viel­leicht ist das Leben zu kurz, aber alle­mal bes­ser, als wenn es zu lang wird.
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Sir Peter A. Ustinov

Die­ses Zitat emp­fin­de ich am pas­send­sten als Zusam­men­fas­sung mei­nes Zivil­dien­stes im Altersheim.
Aber wenn ich wie­der vor die Wahl gestellt wer­den wür­de, Zivil­dienst oder Mili­tär, ich wür­de ohne Wim­pern­zucken wie­der Zivil­dienst wäh­len, bei der Spar­te ent­we­der wie­der Alters­heim oder Rotes Kreuz (um es ken­nen­zu­ler­nen, die Erfah­run­gen die ich gemacht habe waren über­aus positiv)
Ich habe wäh­rend die­sen 1 Jahr Zivil­dienst viel für mein Leben gelernt, vor allem im Umgang mit kran­ken und behin­der­ten Menschen.
Man betrach­tet das Leben auch mit ande­ren Augen, ist froh für das was man hat.
Trau­rig ist es, die Men­schen, die man lieb­ge­won­nen hat zu ver­lie­ren, und sich von den leben­den zu ver­ab­schie­den, die einen eben­falls lieb­ge­won­nen haben.

Die Liste der Leu­te, die allei­ne auf mei­ner Sta­ti­on in einem Jahr gestor­ben sind, ist lang:

Fr. W.
Fr. M.
Fr. K.
Fr. P.
Hr. G.
Fr. H
Fr. G.
Fr. F
Fr. L.
Hr. L.
Fr. P.
Hr. S.
Fr. S.
Fr. D.
Fr. K.
Fr. K.
Fr. H.
Hr. B.
Fr. T

19 Leu­te, die ich gekannt habe, sind gestor­ben, scha­de um jeden ein­zel­nen, wobei es für die mei­sten eine Erlö­sung war.
Ich habe gelernt, locke­rer mit dem Tod umzu­ge­hen, wenn Leu­te unter Trä­nen dar­um bit­ten, zu ster­ben, ande­re plötz­lich und uner­war­tet sterben.

Was ich als beson­ders scha­de emp­fin­de ist der Per­so­nal­man­gel, wenn genug Per­so­nal da wäre, könn­te man sich auch mit den Leu­ten mehr beschäf­ti­gen, und die Arbeit gründ­li­cher und sorg­sa­mer machen, wenn aber nur 4 Schwe­stern bzw. Pfle­ger für fast 40 pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen da sind, geht das schwer.
Dadurch wird man auch als Zivil­die­ner oft dazu­ge­bracht, Din­ge zu tun, die nicht in den Auf­ga­ben­be­reich eines Zivil­die­ners fal­len. Es gibt da eini­ge maka­be­re Geschich­ten, eine möch­te ich als Bei­spiel nen­nen: Mit­ten in der Zeit, wo am mei­sten zu tun ist, stirbt einer, kurz dar­auf kommt eine Neu­auf­nah­me. Schwe­stern kön­nen gera­de nicht weg von ihrer Arbeit, Sta­ti­ons­schwe­ster muss Neu­auf­nah­me holen, Ange­hö­ri­ge des Ver­stor­be­nen wer­den bald erwar­tet. Was muss der Zivil­die­ner machen? Das Bett neben der Lei­che machen, das Zim­mer auf­räu­men, die Lei­che zudecken.
Manch­mal kommt man in Situa­tio­nen, zu denen man zwar nicht gezwun­gen wird (bzw. wer­den kann), aber gebe­ten, und dann beißt man auch mal in den sau­ren Apfel, da Zusam­men­halt unter dem Team groß­ge­schrie­ben ist.

Der letz­te Tag war trau­rig. Sich von ca. 60 Leu­ten zu ver­ab­schie­den, die alle­samt trau­rig dar­über sind, und teil­wei­se fast in Trä­nen ausbrechen…