Stra­ßen­bahn

Oder: Unter­schied­li­ches Kön­nen im Straßenverkehr.
Nein, ich las­se mich nicht über Auto­fah­rer aus, son­dern über Stra­ßen­bahn­fah­rer. Eigent­lich ‑innen. Eigent­lich ist es kein Aus­las­sen, son­dern ein Schmun­zeln. Und eigent­lich möch­te ich nicht ver­all­ge­mei­nern, son­dern über eine ein­zel­ne Fah­re­rin schreiben.
Ich war näm­lich beim Zahn­arzt. Kei­ne neu­en Plom­ben dazu­ge­kom­men oder Zäh­ne weg­ge­kom­men, son­dern nur die Zäh­ne wie­der weiß machen lassen.
Wie auch immer, jeden­falls ergab sich die Situa­ti­on, dass ich eini­ge Zeit im Auto war­tend ver­brin­gen muss­te. Gleich neben den par­ken­den Autos ver­läuft die Stra­ßen­bahn­schie­ne und ein Auto ist schlecht ein­ge­parkt und ragt des­halb etwas her­aus, es ist aber genug Platz zum vor­bei­fah­ren der Stra­ßen­bahn. Als die erste Stra­ßen­bahn vor­bei­kommt bremst sie sich bei dem Auto ein biss­chen ein und fährt lang­sam wei­ter. Die näch­ste Stra­ßen­bahn fährt mit vol­ler Geschwin­dig­keit an dem Auto vor­bei. Schein­bar ein rou­ti­nier­ter Fah­rer, genau­so wie der nach­fol­gen­de, der auch nicht abbremst.
Doch bei der näch­sten Stra­ßen­bahn ist es anders: Sie bleibt ste­hen. Die Fah­re­rin steigt aus und sieht sich den Abstand zum Auto an. Sie steigt wie­der in die Stra­ßen­bahn und lässt alle aus­stei­gen, sie kommt nicht vor­bei. Moment mal, was ist da los? Ich stei­ge aus dem Auto aus und sehe mir den Abstand zum Auto an, spre­che die Fah­re­rin an, dass ja wohl genug Platz zum vor­bei­fah­ren ist, es ist zwar eng, aber es geht sich aus. Natür­lich gibt sie mir nicht recht. Ich bit­te sie, sich neben der Stra­ßen­bahn hin­zu­stel­len und an der Sei­te ent­lang­zu­se­hen, es geht sich aus, klar ersicht­lich dass da genug Platz dazwi­schen ist. Nein, das gehe sich nicht aus bekom­me ich zu hören. Dann wei­se ich sie dar­auf hin, dass ich mitt­ler­wei­le gese­hen habe, dass 3 Stra­ßen­bah­nen pro­blem­los vor­bei­ge­fah­ren sind. Wisst ihr, was als Ant­wort kam? – Kein Scherz:

„Das heißt ja noch lan­ge nicht, dass sich das bei mir auch ausgeht.“

Da konn­te ich mich nicht mehr hal­ten, unter­drück­te ein Lachen, ging ein paar Schrit­te zurück, schau­te auf den Boden und mein­te: „Also soweit ich das sehe, sind die Schie­nen noch am sel­ben Platz wie vor ein paar Minu­ten, und da ist es sich aus­ge­gan­gen.“ Mitt­ler­wei­le trifft die ent­ge­gen­kom­men­de Stra­ßen­bahn ein, der Fah­rer sieht, dass die Kol­le­gin ein Pro­blem hat, bleibt auch ste­hen und fragt, ob er hel­fen kann.
Er schaut sich den Abstand zum Auto an und meint, er sei sich nicht sicher. Ein letz­tes Mal pro­bier­te ich noch mein Glück und erklär­te, dass schon ein paar Ande­re vor­bei­ge­kom­men wären. Der Fah­rer der ande­ren Stra­ßen­bahn steigt also ein und fährt lang­sa­mer als im Schritt­tem­po vor­bei, bleibt ste­hen, steigt aus und lässt die Frau wie­der wei­ter­fah­ren. „Dan­ke“ ist kei­nes gekom­men aber das war mir egal, ich hat­te mei­nen Spaß. Ich glau­be ich brau­che nicht zu erwäh­nen, dass die näch­ste Stra­ßen­bahn wie­der im vol­len Tem­po an dem Auto vor­bei­ge­fah­ren ist…

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